Jürgen

Hochgradiges Wirbelgleiten

Geboren 1985 in Wien

Im Jahr 2004 habe ich im IMSB Südstadt gearbeitet. Damals wurden Reihenuntersuchungen von Kadersportlern durchgeführt.
Neben sportphysiologischen Tests war auch eine orientierende orthopädische Untersuchung im Protokoll.

Da ich selbst ambitionierter Kajakfahrer bin, waren die Flachwasserkanuten besonders interessant.

Jürgen war einer von ihnen. Dieser Bursche war richtig gut in Form.
Mit 17Jahren im Nationalteam, ein sogenannter Hoffnungsträger für die Zukunft.

Aber die Haltung von Rücken und Beinen war auffällig: Die Hüften überstreckt, der Hintern eingezogen und die Kniegelenke
leicht gebeugt. Über Schmerzen klagte Jürgen nicht.

Zur Sicherung der Diagnose habe ich ihn ins Spital bestellt. Das Röntgen ergab eine schwere Instabilität und Fehlstellung
zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein. Ein sog. echtes Wirbelgleiten 4°.

Auf die neuerliche, zweifelnde Frage nach Schmerzen:
„Naja… am Start des Kajakrennens, wenn ich richtig los leg´, da ziehts schon ein bißerl…“

Eine kurzfristige Operation war unumgänglich, denn Verschlimmerung war zu erwarten.
Eine weitere Zunahme des Wirbelgleitens hätte zu einer deutlich schlechteren Ausgangslage geführt.

Die Operation erfolgte in 3 Schritten:

  1. 1. Knochenentnahme am Beckenkamm
  2. 2. Zugang über den Unterbauch und Entfernung jener Strukturen, die eine Korrektur der Fehlstellung verhindern,
    Einsetzen eines knöchernen Spans zur Anhebung des 5. Lendenwirbels.
  3. 3. Zugang vom Rücken: Reduktion der Fehlstellung und Verschraubung.

Trotz des erheblichen Risikos verlief die Operation komplikationslos.

Die Rehabilitation verlief rasend schnell, nach 6 Monaten hatte sich der 5. Lendenwirbel mit dem Kreuzbein verwachsen.

Damit war wieder uneingeschränktes Training möglich. Seither sind wir verbunden geblieben.

1-2 Jahre später wollte ich am Dolomitenmann teilnehmen und habe Jürgen gebeten, mir ein paar Tipps zu geben, wie ich
meine Technik und Effizienz verbessern könne.

Wir hatten einander versprochen gemeinsam paddeln zu gehen und so machten wir uns auf an die steirische Salza.
Ein Flachwasser-Paddler auf der „wilden“ Salza? Wir hatten großen Spaß!

Den Kanurennsport hat Jürgen mittlerweile an den Nagel gehängt. Klettern und Tauchen waren neue Herausforderungen,
schließlich ist er bei Crossfit „untergekommen“. Er trainiert 4x pro Woche.




Um sich beruflich weiter zu entwickeln, hat Jürgen keine Mühen gescheut: Tauglichkeitsprüfung beim ÖBH und nachträgliche
Absolvierung des Präsenzdienstes um zu beweisen, dass er auch bei der Militärpolizei bestehen und seine Aufgaben erfüllen kann.

Beim Photo-Shooting zeigte Jürgen sich zuletzt in großartiger Form.
Er ist nach wie vor beschwerdefrei.

Beeindruckend, wie selbstbewusst man mit seinem Körper nach so einer großen Operation umgehen kann. Ein gelungenes
Beispiel, wie nachhaltig beübte Funktion zu einem schönen Ergebnis mit hoher Lebensqualität geführt hat.